Buchcover "Robin Ruhelos"
Kinderbuch
von Ruedi Ernst und Noëmi Sacher
96 S. |
31 vierfarbige Illustrationen von Tanja Stephani
3. Band der Reihe InsBesondere Kinder
14,8 x 21 cm | Hardcover
kwasi verlag 2025
22 Fr. | 19 € || zum Vorlesen ab 6 Jahren, zum Selberlesen ab 8 Jahren
ISBN 978-3906183-33-6
AutorIn und Illustratorin

Ruedi Ernst ist gelernter Landwirt, Kaufmann, Sozialpädagoge und Jobcoach und legt nun sein Debüt als Kinderbuchautor vor. Er lebt und arbeitet im Kanton Luzern, Schweiz, und hat drei erwachsene Söhne.

Noëmi Sacher, 1980 in Schwyz geboren, studierte Germanistik, Volksliteratur und Kunstgeschichte in Zürich und schloss mit einer Arbeit über Bestsellerforschung am Beispiel von Dan Brown ab. Absolvierte dann die Schule für Angewandte Lingistik in Zürich. Sie schreibt historische Romane, Fantasy und Kindergeschichten und lebt mit ihrer Tochter in Arth und Luzern (Schweiz).

Tanja Stephani ist Grafikerin, Illustratorin und freie Künstlerin. Sie lebt mir ihrer Familie und Tieren auf einem abgelegenen Bauernhof im Zürcher Oberland (Schweiz).

Rezensionen

„Robin Ruhelos“ zeigt facettenreich und intensiv, wie herausfordernd und missverständlich ein Leben mit ADHS sein kann. Erwartungen werden enttäuscht, Chaos entsteht, dabei will Robin so gerne alles richtig machen und ein guter Freund, Sohn, Schüler und Bruder sein. Dass Robin sich am Ende Dejan und Ronja öffnen kann und gezeigt wird, wie liebevoll Missverständnisse geklärt werden können, ist gut geeignet, um Leser*innen für Mut und Offenheit zu motivieren.
Anna Schumacher, Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien

„Unser Sohn ist im ADHS-Spektrum. Uns ist das Herz aufgegangen, als wir die so fantastischen, genialen Bilder im Buch Robin Ruhelos entdeckt haben. Und ich war „geflasht“ von der Idee, dass diese vier Persönlichkeitsanteile im Bauch von Robin sitzen. So eine tolle, geniale Idee. Das Buch konnte ich nur spätabends lesen, wenn unser Sohn bereits im Bett war – ich musste ihm das Buch „stehlen“, da er es nicht aus der Hand gibt und nachts unter dem Kopfkissen aufbewahrt. Er hat es auch in der Schule und überall dabei. Nebst der Geschichte an sich sprechen ihn auch die Bilder sehr an.“ Frau Kaufmann, Kanton Luzern

In den Büchern aus der Reihe »insBesondere Kinder« des schweizerischen Kwasi Verlags wird über die Lebenssituation dreier Kinder aus deren Sicht erzählt: Robin hat ADHS, Kaya ist von Zwangsstörungen betroffen, Ennio ist hochsensibel. Wie schwierig sich der Alltag mit diesen besonderen Kindern gestaltet, wird von Noëmi Sacher (bei »Robin Ruhelos« mit Co-Autor Ruedi Ernst) erzählerisch vermittelt und von Tanja Stephani umfangreich und atmosphärisch dicht illustriert. Dazu werden die Protagonist:innen modelliert, ihre jeweilige Form der Wahrnehmung und des Denkens und typische Handlungsmuster werden in knappe spannungsreiche Geschichten – inszeniert im Rahmen etwa eines Tages – umgesetzt. Sie machen deutlich, mit welchen Problemen die Kinder konfrontiert sind, wie ihr Umfeld reagiert und wie sie wiederum damit umgehen.
Franz Lettner, 1001 Buch

Neurodiversität

Robin Ruhelos ist kein Sachbuch und noch weniger ein Buch um Kinder zurechtzubiegen!

Es ist die warmherzige Geschichte eines kreativ überschäumenden Jungen, der es gerne allen recht machen würde. Die Innensicht des Protagonisten gibt uns die Möglichkeit, sein Handeln als Entschei­dungen aufgrund seiner ungefilterten Erlebnisse zu sehen. Er wirkt verrückter als andere, gehetzter, empfindsamer, fantasievoller. Besonders eben – und gerade darum wie (fast) jedes Kind.

Mit einem Nachwort zu ADHS von Martin Winkler.

 

Rohin Ruhelos

Beschreibung

Robin kommt nicht zur Ruhe. Im Kopf des Achtjährigen ist einfach zu viel los. Wie soll er sich all die Dinge merken, die von ihm verlangt werden? Dabei will er ja alles richtig machen. Als er sein Hausaufgabenblatt nicht findet, kehrt er am Abend zur Schule zurück. Doof nur, dass die schon verschlossen ist. Bis auf ein offenstehendes Fenster … Geheimagent Robin weiß, was zu tun ist!
Damit fangen seine Probleme aber erst so richtig an: Die Polizei kommt, Robin haut ab. Und je mehr schiefgeht, desto lauter werden die Stimmen in seinem Kopf.
Robin wird getrieben von den Erwartungen an ihn. Wie findet er heraus, was gut ist für ihn selbst? Als er am liebsten für immer verschwinden würde, findet er in der größten Werkstatt der Welt eine Insel der Ruhe.

Leseprobe

Das perfekte Birchermüesli

 

Robin stellt die größte Glasschüssel auf den Tisch. Normalerweise ist die für den Salat. Robin findet, dass dafür auch die kleine Schüssel reichen würde. Aber Mama sagt, dass Salat gesund ist und er darum in die große Schüssel gehört. Robin mag keinen Salat, weil in der Sauce so viel Essig ist. Also nur logisch, dass er davon ein saures Gesicht bekommt.

Aber jetzt ist es gut, dass die Schüssel groß ist. Weil jetzt ist sie für das Birchermüesli. Und Birchermüesli ist das Beste, was es auf der Welt gibt.

Und das findet nicht nur Robin. Das sagen auch Iris und Banu und sogar Odin. Wenn es Birchermüesli gibt, sitzen alle friedlich wie sonst nie auf der Bank neben der Feuerstelle und sind einfach glücklich. Das ist das Schönste für Robin. Wenn alle zufrieden sind. Und sich alle lieb haben.

Darum ist das Birchermüesli so wichtig. Außerdem soll es eine Überraschung für Mama sein. Sie ist oft müde nach der Arbeit und sicher froh, wenn sie heute Abend nicht kochen muss.

»Du kannst bis hier mit Haferflocken füllen«, sagt Robin und zeigt mit dem Finger etwa in die Mitte der Schüssel.

»So viel?«, fragt Dejan misstrauisch.

Dejan ist Robins bester Freund und ein richtiger Fußballstar. Der wird mal so berühmt wie Ronaldo. Aber von Birchermüesli versteht er gar nichts.

»So viel«, sagt Robin. »Und dann Milch und Jogurt dazu.«

Dejan verzieht das Gesicht, aber er gehorcht. Schließlich sind sie bei Robin zu Hause und hier sagt er, wie es läuft. Auf dem Fußballplatz kann dann Dejan wieder sagen, was Sache ist.

Robin hat inzwischen die Orangen geschält. Die weiße Haut ist nicht überall abgegangen, aber das macht nichts. Wenn sie erst geschnitten sind, dann schmeckt man das Bittere nicht mehr heraus.

Er holt sich ein Brett und das scharfe Messer: volle Konzentration jetzt. Nur nicht in die Finger schneiden. Sonst wird Mama saurer als die Zitrone, die noch auf dem Tisch liegt.

Eigentlich darf Robin das scharfe Messer nicht benutzen. Aber mit dem scharfen Messer fühlt er sich wie ein Fernsehkoch. Einer, der Punkte und Sterne kriegt und zwei Millionen Follower hat. Das ist die Sache wert. Robin wird bestimmt Koch, wenn er groß ist. Dann kann er sich den ganzen Tag in der Küche aufhalten und naschen, so viel er will. Er hat dann lauter superscharfe Messer. Und Birchermüesli wann und wie er will. Der Himmel auf Erden.

Er setzt einen ersten Schnitt. Die Orange zerfällt in zwei Hälften. Die eine ist größer als die andere. Das ist nicht schlimm, so lange die Stücke genau richtig sind.

Dieses Messer darfst du nicht benutzen. Deine Mama hat´s verboten!

Iris hat ihren Platz bei der Schaukel verlassen, um ihm über die Schulter zu schauen.

So ungeschickt, wie du bist, werden das sowieso keine richtig schönen Stücke!, mischt sich Banu ein. Sie schaut ihm nun über die andere Schulter.

Ist ja nicht so wichtig, wie klein oder groß die Stücke sind, versucht es Noah.

Doch da poltert Odin von der Schaukel herüber. Von wegen egal! Er wütet: Das ist doch das Wichtigste, dass die Stücke genau richtig sind. Oder willst du etwa eine Bircherpampe essen, so wie seine Mama sie macht?

Das will natürlich keiner. Robin selbst am allerwenigsten. Und er muss es wissen. Er ist nämlich Birchermüesli-Experte. Nicht nur, dass er das beste Birchermüesli im Universum macht, er hat auch den Bichermüesli-Qualitäts-Test erfunden. Wenn er einen eigenen Internet-Kanal hätte, dann hätte ihm allein diese Erfindung eine Million Follower eingebracht. Robin hat da nämlich viel ausprobiert, bis das Birchermüesli so der Hammer ist wie heute.

Der Test geht so: Wenn das Müesli fertig ist, steckt man den großen Schöpflöffel hinein. Aber nicht ganz, sondern nur halb. Wenn der Löffel aufrecht stecken bleibt, dann ist das Müesli genau richtig.

Robin freut sich schon jetzt auf den Moment, in dem er den Test durchführen kann. Das ist das Beste am Birchermüesli machen: Dieser Moment, in dem sich entscheidet, ob alles perfekt ist. Der Löffel muss so fest steckenbleiben, dass es richtig Kraft braucht und schmatzt, wenn man ihn wieder herauszieht. Wenig Milch, dafür viel Haferflocken und Früchte und Rosinen braucht es dafür. Vor lauter Vorfreude läuft ihm schon jetzt das Wasser im Mund zusammen.

Aber dann wird die Orange in seinen Fingern plötzlich rot und zu spät spürt Robin einen scharfen Schmerz im linken Daumen.

Bravo! Jetzt hat er sich geschnitten!

Illustrationen

Junge liegt auf dem Rücken und schaut auf die inneren Stimmen, die auf seinem Bauch sitzen Robin zieht mit dem Schraubenzieher eine Schraube fest, Herr Brunner schaut ihm zu Ein Tiger mit Robins Mütze sitzt hungrig am Tisch

Im Vordergrund ist ein Tisch mit einer grossen Schüssel, Rüstabfällen und umgekippten Verpackungen. Im Hintergrund Robin und sein Freund Dejan. Robins Mutter schimpft mit ihnen.

Reihe

Die Reihe »insBesondere Kinder« legt den Fokus auf Kinder mit unsichtbaren Beeinträchtigungen, die fast nur Eigenheiten, Schrullen, besondere Angewohnheiten zu sein scheinen. Dennoch ist es nichts, was die Kinder einfach so ablegen könnten. Thematisiert werden bisher Zwangsstörungen, Hochsensibilität, Adhs und Autismus. Damit leistet die Reihe einen wichtigen Beitrag zu den Themen Neurodiversität und Inklusion.

 

In der Reihe insBesondere Kinder bisher erschienen:

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